Zunft heute
Ziel und Zweck der Zunft zu Wiedikon -
Auszug aus den Satzungen (Art. 2)
Zweck der Zunft ist die Förderung des vaterländischen Geistes und des bürgerlichen Gemeinsinns sowie die Pflege der Geselligkeit und Freundschaft. Sie wahrt und pflegt zürcherische Überlieferung im Allgemeinen und unterstützt im Besonderen die Förderung des Quartiergeistes und die Traditionen der ehemaligen Gemeinde Wiedikon.
Wie wird man Wiediker Zünfter?
Zünfterssöhne wachsen von Kindsbeinen an in das Zunftleben hinein: Sie marschieren in der Kindergruppe mit, verdienen sich alsdann ihre Sporen als Schankburschen und lernen später im geselligen Kreis der Jungzünfter ihre Altersgenossen, die späteren Mitzünfter kennen. Wenn es dann allerdings in der Mitte des dritten Lebensjahrzehnts ernst wird und sich die Frage des Eintrittes in die Zunft stellt, muss der Jungzünfter genau dieselben Hürden nehmen wie ein Anwärter, der von aussen kommt. Zünfterssöhne haben keinerlei Anspruch auf privilegierte Behandlung. Anwärter von aussen bringen frisches Blut in die Zunft und sind darum sehr willkommen.
Der Anwärter muss nach seinen ersten Kontakten mit der Zunft zwei gestandene Zünfter als Zunftpaten finden – das ist die erste Hürde.
Die Göttirolle zu übernehmen bedeutet zweierlei: Die beiden Götti müssen der Zunft gegenüber für die Qualitäten ihres Göttibuben gerade stehen und sind verpflichtet, den Anwärter mit dem zünftigen Leben vertraut zu machen.
Die zweite Hürde hat der Anwärter vor der Aufnahmekommission zu bestehen, die vom Statthalter präsidiert wird und der zwei weitere Vorsteher angehören. Diese Kommission prüft nicht nur die Personalakten, sie führt mit dem Anwärter auch ein eingehendes Gespräch. Kommt die Aufnahmekommission zu einem positiven Entscheid und ist die Vorsteherschaft einstimmig einverstanden, wird aus dem Anwärter ein Zunftinteressent. Die Zunft wird nun schriftlich über diesen neuen Zunftinteressenten informiert. Wird gegen ihn keine Einsprache erhoben, kann er nunmehr an allen Anlässen ausser dem Hauptbott teilnehmen. Vor seiner definitiven Aufnahme muss er einen vorgeschriebenen Parcours von Anlässen besucht haben. Die Zunft will schliesslich den zukünftigen Zünfter gut kennen lernen.
Wenn der Zunftinteressent seine Verpflichtungen erfüllt hat, läuft er in die Zielgerade ein, auf der die letzte und entscheidende Hürde steht: Die Vorsteherschaft muss die definitive Aufnahme einstimmig(!) beschliessen. In den meisten Fällen kann sie nach gewalteter sorgsamer Diskussion der Aufnahme mit gutem Gewissen zustimmen.
Am nächstfolgenden Martinimahl wird der neue Zünfter feierlich aufgenommen. Er legt vor versammelter Zunft das Bannergelöbnis ab. Das ist ein grosser Tag, an den sich jeder Zünfter zeitlebens mit Freude erinnert.
Auf den frischgebackenen Zünfter warten einige Verpflichtungen: Er muss sich innerhalb von drei Jahren ein Sechseläutenkostüm beschaffen. Dabei ist ihm der Kostümchef behilflich. Er braucht aber auch eine eigene Zunftlaterne mit seinem Familienwappen, das von der Wappenkommission des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs genehmigt sein muss und das auch auf der Wappentafel in der Zunftstube präsentiert wird.
Kein Zünfter ohne Wappen
In der Stube jeder Zürcher Zunft befindet sich eine Wappentafel. So natürlich auch in unserer Zunftstube im "Falken". Auf einer kleineren Tafel werden die Wappen der verstorbenen Zünfter in Ehren gehalten.
Die gültigen Satzungen der Zunft zu Wiedikon vom 22. Januar 1993 bestimmen in Art. 9, dass jeder Zünfter "ein von der Wappenkommission des ZZZ genehmigtes Familienwappen" führen müsse. Das entspricht der Praxis aller Zünfte sowie der Gesellschaft zur Constaffel.
Der zünftige Kalender
Das Zunftjahr beginnt mit dem Hauptbott. Dies ist nichts anderes als die Generalversammlung, wie sie jeder Verein durchzuführen hat. Dabei werden die vereinsüblichen Traktanden behandelt. Eine feierliche Note erhält das Hauptbott allerdings durch das ehrende Gedenken an die im vergangenen Jahr verstorbenen Zünfter. Zudem werden die Zünfter, welche im vergangenen Jahr einen runden Geburtstag hatten geehrt, in dem sie mit dem Zunftmeister anstossen können.
Das Sechseläuten ist wie für alle Zünfter Zürichs auch für uns das grösste Fest im Jahr. Wir sind stolz, wenn der Zunftmeister hochkarätige Ehrengäste eingeladen hat. Dabei ist für uns ganz besonders wichtig, dass unter diesen Ehrengästen auch ein hoher Offizier der Schweizerarmee mitmarschiert.
Für uns Zünfter beginnt das Sechseläuten schon am Freitagabend auf dem Lindenhof. Da treffen sich alle Zünfter und freuen sich auf das kommende Fest.
Am Samstag sind alle Wiedikerzünfter mit ihren Frauen und Kindern im Kolbenhof zum Vorritt unserer Reitergruppe eingeladen. Der Höhepunkt ist eine Vorführung unserer Reiter auf dem Reitplatz. Anschliessend vergnügen wir uns bei Bratwurst und Bier.
Am Samstagabend sieht sich ein grosser Teil unserer Zünfter zusammen mit ihren Frauen im Kostüm an den verschiedenen Bällen in der Stadt.
Ehrensache ist es, am darauffolgenden Sonntag unseren Kinder-Umzug anzuschauen. Dabei freuen wir uns, wenn die Wiediker eine grosse Kindergruppe zusammengestellt haben.
Beispiel einer Tagesordnung vom Sechseläutenmontag:
Ab 08.45 | Aufsetzen der Perücken |
09.15 | Eintreffen der Ehrengäste |
09.15 | Besammlung der Zünfter im Zunftsaal |
09.45 | Einmarsch der Ehrengäste und der Ehrenzünfter |
anschl. | Begrüssung durch den Stubenmeister |
anschl. | Begrüssung und Ansprache durch den Zunftmeister |
ca. 11.30 | Mittagessen |
13.10 | Ansprache der Ehrengäste |
14.30 | Weisungen des Zugchefs |
14.45 | Besammlung des Zuges mit Kindergruppe vor dem Zunfthaus |
Platzkonzert des Zunftspiels | |
15.05 | Zugsordnung erstellen |
15.15 | Abmarsch zum Zug der Zünfte |
18.00 | De Böögg wird azünt |
18.45 | Rückmarsch / Ritt zum Zunfthaus |
19.30 | Abendessen im Zunftsaal |
21.00 | Auszug zu ?? Zunftbesuche von?? |
ca. 23.50 | Rückkehr des Auszugs auf die Stube |
anschl. | Schlusswort des Zunftmeisters |
Mehlsuppe, Bier vom Fass, Wurst | |
Bis 04.00 | Freinacht |
Unsere Zugsreihenfolge:
Berittene Fanfahren |
Reitergruppe |
Herold |
Kindergruppe |
Bannerherr |
Zunftmeister |
Ehrengäste |
Ehrenzunftmeister |
Vorsteher |
Zunftspiel |
Gruppe der Kostümierten Jäger Geistlichkeit Grafen/Ritter Edelleute Handwerker Bauern |
Gruppe der Nichtkostümierten |
Gäste |
Veteranen |
Zünfter |
Fünfspänniger Zunftwagen (Friesenburg) |
Antiker Reisewagen |
Die Wiediker-Zünfter versammeln sich am Dienstagnachmittag unmittelbar nach dem festlichen Montag zum Nachsechseläuten, an dem die vorher bestimmten Berichterstatter über Besuche, Reden und Gegenreden ihre Resümees ziehen.
Im Juni gehen die Zünfter mit ihren Damen auf die Sommerfahrt, eine beschwingte kleine Reise mit kulturellen Höhepunkten und einem festlichen Essen an ausgewählten Orten.
Ganz unter sich sind die Herren beim Herbstausflug im Oktober, im Programm der Sommerfahrt ähnlich, aber doch mit ganz eigenem Charakter.
Der letzte Höhepunkt des Zunftjahres ist das Martinimahl im November, nochmals mit einem rhetorischen Feuerwerk des Zunftmeisters und der Ehrengäste. Dabei ist Sitte, dass als Ehrengäste jeweilen ein Zunftmeister einer historischen Zunft und ein Zunftmeister einer neueren Zunft eingeladen sind. Am Martinimahl werden die neuen Zünfter feierlich aufgenommen, zudem ehrt unser Zunftmeister die Veteranen also Zünfter, welche seit 25 Jahren bei uns Mitglied sind.
Im Weiteren treffen sich die Zünfter fünfmal im Jahr zu einem Bott, einem gemütlichen Nachtessen, in der Regel mit einem Vortrag oder einem anderen unterhaltenden oder belehrenden Programm. An einem Zunftbott sind in der Regel auch unsere Frauen eingeladen.
Im Januar lädt die Zunft die Wiediker Bevölkerung zum Gottesdienst und Bürgertrunk in die Bühlkirche ein. Nach einem feierlichen Gottesdienst haben alle Zünfter Gelegenheit, mit den anwesenden Wiedikern auf das Neue Jahr anzustossen.
Vorsteher
Zunftmeister
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Statthalter
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1. Zunftschreiber
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2. Zunftschreiber
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Pfleger
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Stubenmeister
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Zeugwart
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Chef Äusseres Bild
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Verantwortlicher Projekte
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Chargierte
Archivar
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Bannerherr
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Bannerherr Stv.
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Herold
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Jungzünfterobmann
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Kellermeister
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Reiterchef
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Wagenchef
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Zugchef
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Informatik-Beauftragter
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Zunftfotograf
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Jungzünfter
Jährlich führen die Jungzünfter zwei bis drei eigene Anlässe durch. Ansonsten nehmen sie - mit Ausnahme des Hauptbotts - an den offiziellen Zunftanlässen teil. Die Aktivitäten der Jungzünftergruppe sollen hierbei einen Kontrast zum zöiftigen Jahresprogramm darstellen. Sie achten hierbei besonders darauf, ihren Mitgliedern aussergewöhnliche Erlebnisse in einer besonderen Atmosphäre zu bieten, wobei jeweils auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen darf.
Reitgesellschaft
Seit ihrer Gründung stellt die Reitgesellschaft Wiedikon das Gros unserer Reitergruppe, welche die Spitze unseres Zuges markiert. Der Reiterchef stellt die Verbindung zu unserer Zunft sicher.
Wir sind stolz auf unsere Reitergruppe. Dank ihr sind wir alternierend mit der Zunft zum Kämbel und der Zunft zum Weggen an der Spitze des Zuges zum Feuer. Wir sind also alle drei Jahre an der Spitze, dann am Schluss und einmal entscheidet das Los wie bei den übrigen Zünften.
Zunftspiel
Wir sind uns einig: Der Sechseläutenmarsch ist die inoffizielle Hymne von Zürich.
1892 war der damalige Musikverein Wiedikon Zunftmusik bei der Zunft zum Widder. Der Dirigent war damals Robert Krauer (Trompeter – Instruktor). Er brachte den „Gschwindmarsch der Fusstruppen zur Zeit Suworows“, auch „Marsch der freiwilligen Jäger aus den Befreiungskriegen 1813 – 1815“ genannt, nach Zürich, wo er fleissig gespielt wurde. Heute ist dieser Marsch eben unser Sechseläutenmarsch.
Seit der Gründung unserer Zunft hat uns fast jedes Jahr die Metallharmonie Wiedikon (früher hiess diese Musikverein Wiedikon) am Sechseläuten begleitet.
Seit Sommer 2015 ist neu die Brass Band Zürich unser Zunftspiel. Unter allen Musikvereinen und Zunftspielen ist diese Formation die einzige, welche nur aus Blechblasinstrumenten besteht. Die Brass Band Zürich wurde 2009 gegründet. Ihre Leitung hat Werner Kubli.
Bürgertrunk und Gottesdienst
Anfangs Jahr lädt die Zunft im Kirchgemeindehaus Bühl zu einem Bürgertrunk ein. Vorgängig zum Bürgertrunk treffen wir uns mit den Gemeindemitgliedern zu einem gemeinsamen Gottesdienst in der Bühlkirche. Die Bühlkirche wurde ein Jahr vor der Zunftgründung eingeweiht. Der damalige Pfarrherr, Pfarrer Meili, war Mitgründer unserer Zunft. Er wurde später Zunftmeister der Zunft zur Schneidern. Am Bürgertrunk hat der Zunftmeister Gelegenheit, mit allen Anwesenden, Gemeindemitgliedern und Zünftern auf das Neue Jahr anzustossen.